Forschungsprojekt ETHNOFARM
Die Digitalisierung verändert derzeit rasant die Lebens- und Arbeitswelt in der österreichischen Landwirtschaft – mit spürbaren Auswirkungen auf familiäre Beziehungen, Arbeitsabläufe und den Umgang mit neuen Technologien. Gerade in Österreich, wo viele landwirtschaftliche Betriebe familiengeführt sind, entstehen durch die zunehmende Integration digitaler Agrartechnologien (AgriTech) neue Herausforderungen und Dynamiken zwischen den Generationen.
Das vom FWF im Rahmen des „1000 Ideen“-Programms geförderte Forschungsprojekt Generationendynamiken und AgriTech-Transformation (ETHNOFARM) widmet sich daher den Fragen: Welche Rolle spielen digitale Technologien wie Automatisierung, KI oder vernetzte Kommunikation auf österreichischen Bauernhöfen? Welche Auswirkungen haben die damit verbundenen Veränderungen auf die Beziehungen, die Kommunikation und die Arbeitsaufteilung zwischen den Generationen, die gemeinsam auf einem Bauernhof leben und arbeiten?
AgriTech übernimmt heute zentrale Aufgaben auf Bauernhöfen: Dazu gehören digitale Kommunikation, Automatisierung und KI, die auf vielfältige Weise zum Einsatz kommen – von der Ertragsoptimierung über die Verbesserung des Tierwohls bis hin zur Weiterbildung und digitalen Vernetzung von Landwirt:innen. Obwohl diese technischen Lösungen vielfach als Weg zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit gelten, ist oft unklar, wie sie im bäuerlichen Alltag tatsächlich gelebt und zwischen den Generationen weitergegeben werden – gerade in einem Umfeld, das stark von persönlichen Beziehungen und tradiertem Wissen geprägt ist.
Der innovative Forschungsansatz von ETHNOFARM ist daher partizipativ und ethnografisch ausgerichtet: Im Mittelpunkt stehen die Stimmen der Landwirt:innen selbst. Wir möchten verstehen, wie bäuerliche Familienbetriebe mit dem technologischen Wandel umgehen, wie Entscheidungen getroffen und Aufgaben neu verteilt werden und wie digitale Technologien dabei zu Brücken oder Barrieren zwischen den Generationen werden können.
Das Projekt arbeitet an der Schnittstelle von Medien- und Kommunikationswissenschaft, Agrarwissenschaft, Soziologie und Informatik, um mit diesem interdisziplinären Blick die Rolle digitaler Technologien in der Landwirtschaft besser zu verstehen. Dieser Zugang ermöglicht zentrale Erkenntnisse zu digitalem Wandel, Medienkompetenz, intergenerationeller Kommunikation und sozialer Integration – und schafft damit ein differenziertes Bild vom Zusammenspiel von Technologie und traditionellen landwirtschaftlichen Praktiken.
Ziel ist es, gesellschaftliche wie politische Diskussionen rund um ländliche Entwicklung, digitalen Wandel, Technologie(akzeptanz) und Generationen anzuregen und dabei die Perspektive österreichischer Landwirt:innen sichtbar zu machen.
Das Projekt findet an der Universität Salzburg unter der Leitung von Corinna Peil und Ricarda Drüeke statt.